Ausschnitt eines Gemäldes in der Locanda
Ausschnitt eines Gemäldes in der Locanda
Von den 20 Plätzen finanziert die öffentliche Hand 15. Fünf Betten trägt der Orden, sozusagen als „San-Giovanni-di-Dio-Plätze“: niedrigschwellig, unbürokratisch, kostenlos. Freiwillige schließen die Lücken: Pflegekräfte kommen regelmäßig, ein Arzt schaut vorbei, Verbände werden gewechselt, Medikamente sortiert, Beschwerden abgefangen, bevor sie wieder zu Krankenhausfällen werden.
Eine besondere Rolle spielen die Novizen. Sie arbeiten im zweiten Ausbildungsjahr dort fast täglich mit. Für sie ist es eine prägende Zeit: Sie begegnen den Menschen direkt. Sie helfen, wenn jemand betrunken zurückkommt, begleiten ihn zur Dusche oder bringen ihn ins Bett. Die Arbeit ist konkret. Die Novizen lernen anzupacken. „Hier kann man Mensch sein, ohne Handschuhe“, sagen sie – nicht als Romantik, „sondern als Realität, die riecht und fordert“.
Sie erleben dort das „Geheimnis des Ordens“, wie es ein Novize nennt: Nähe zu Kranken, zu Verwundbaren – und eine radikale Gastfreundschaft, die mehr aushält, als man ihr zutraut. Das prägt spirituell, aber auch kulturell: In den Betten liegen Muslime, Buddhisten, Katholiken, Menschen ohne Bekenntnis; unterschiedliche Essgewohnheiten, Rituale, Temperamente treffen aufeinander. Am Ende, sagen die Betreuenden, nehmen die Novizen „einen Rucksack aus Kultur und Spiritualität“ mit – und eine geerdete Vorstellung davon, was Nächstenliebe konkret bedeutet.