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Gastfreundschaft leben lernen

 

Neue Länder, fremde Sprachen und ein ungewohnter Alltag. Der Beginn im europäischen Noviziat im norditalienischen Brescia ist für viele Brüder ein Sprung ins kalte Wasser. Was lernen sie dort, wie meistern sie den Alltag und warum zahlt sich ein Dranbleiben doch aus? 

 

Autor: Bernhard Zahrl

1. Dezember 2025

Vor fast zehn Jahren fiel die Entscheidung, ein gemeinsames europäisches Noviziat in Brescia zu errichten. Vor Ort gibt es zwei Einrichtungen der Lombardischen Provinz: eine Pflege- und Forschungseinrichtung für Menschen mit psychischen Erkrankungen sowie ein Zentrum für Obdachlose, in denen die Novizen die Möglichkeit haben, Hospitalität praktisch zu erleben und umzusetzen. Das Noviziat wurde nach dem heiligen Richard Pampuri benannt, der sein Noviziat ebenfalls dort absolvierte und seine Tätigkeit als Arzt im Gebäude des heutigen Noviziats ausübte. Das Büro von Frater Jakobus Janči, seit einem Jahr Novizenmeister, befindet sich in der ehemaligen Ordination. „Früher wurde der Magister oft als ‚Chef‘ gesehen. Doch der Novize ist nicht wegen mir hier, sondern ich bin wegen ihm hier. Meine Aufgabe ist, ihn zu unterstützen, damit er Barmherziger Bruder werden kann – nicht als Vorgesetzter, sondern als Diener“, erläutert er sein Verständnis dieser Aufgabe.

Das Bild zeigt Novizen und die Novizenmeister vor dem Noviziat.

Die Angehörigen des Noviziats vor dem Noviziatshaus (Gruppenfoto im September 2025)

Das Bild zeigt den Novizenmeister, Frater Jakobus Janci.

„Wir wollen, dass die Novizen nicht nur in einer Provinz, sondern als Brüder des weltweiten Ordens denken und leben .“

 

Frater Jakobus Janči, Novizenmeister

Einblicke ins Noviziat

Der Tagesablauf in Brescia ist klar strukturiert: Der Tag beginnt um 7 Uhr mit Meditation, Laudes und Messe, dann gibt es Frühstück. Am Vormittag arbeiten die Novizen im Apostolat, am Nachmittag gibt es ein gemeinsames Studium von Dokumenten, Vorträge externer Experten und zwei Mal pro Woche einen Onlinekurs der Vereinigung italienischer Ordensgemeinschaften. Abends folgen Vesper, Essen und Zeit der Erholung. Samstags ist „Brüdertag“ mit Gemeinschaftsaktivitäten, sonntags feiern sie Gottesdienst gemeinsam mit Kranken und Obdachlosen in der Brüdereinrichtung Locanda.

 

Sie ist ein Schlüsselort der Ausbildung: ein Haus für Obdachlose, besonders für Menschen, die krank sind oder direkt aus dem Krankenhaus kommen und niemanden haben. Ehrenamtliche, ein Arzt, Pflegekräfte, Psychologin und Sozialpädagog:innen tragen das Angebot; die Novizen sind mittendrin. Betten wechseln, Haare schneiden, Kleidung ausgeben, im Notfall jemanden sicher zur Dusche oder ins Bett begleiten – einfache, aber zutiefst menschliche Gesten. „Besonders das Praktikum dort ist für uns eine Schule des Lebens“, erzählt ein Novize aus dem ersten Jahr. „Dort üben wir, was es heißt, wirklich Gastfreundschaft zu leben.“

 

Herausforderungen und Chancen

Die größte Schwierigkeit am Beginn des Noviziats bleibt für viele die Sprache sowie die Anpassung an unterschiedliche kulturelle Gewohnheiten. „Am Anfang war es schwer, fast so, als müsse man Italiener werden, um dazuzugehören“, erinnert sich ein Novize. „Aber ich bin nicht hier, um Italiener zu werden, sondern um mich auf Gott auszurichten.“

 

Doch die kulturellen Unterschiede sind auch eine Bereicherung der Ausbildung. „Das Entscheidende ist unsere gemeinsame Berufung. Wir lernen, Unterschiede zu akzeptieren und voneinander zu lernen. Das öffnet den Blick – auch für die Arbeit mit Menschen, die nicht aus Europa kommen“, erklärt ein anderer, und Frater Jakobus fügt hinzu: „Wir wollen, dass die Novizen nicht nur in einer Provinz, sondern als Brüder des weltweiten Ordens denken und leben. Grenzen sollen überwunden werden. Heute ist es selbstverständlich, dass Brüder aus verschiedenen Ländern zusammenleben, voneinander lernen und überall wirken können, wo sie gebraucht werden.“
 

Das Bild zeigt Frater Tiago Miguel Rodrigues Fournier Miranda.

„Am wichtigsten ist, dass wir lernen, unsere Herzen zu öffnen und keine Angst vor Gottes Plan zu haben, das macht uns frei.“ – Frater Tiago

Das Bild zeigt Frater Clemens Johannes Schuster, Frater Bálint Brenner, Frater Thiago Miguel Rodrigues Fournier und Frater Luis Alberto Quintanilla .

v.l.: Frater Clemens Johannes Schuster, Frater Bálint Brenner, Frater Tiago Miguel Rodrigues Fournier und Frater Luis Alberto Quintanilla nach der Ablegung ihrer Einfachen Profess am 28. September 2025

Am Ende des Noviziats

Luis aus Spanien, Bálint aus Ungarn, Tiago von Madeira und Clemens aus Bayern teilen seit zwei Jahren Tisch, Gebet und Alltag im Noviziat. Diese zwei Jahre haben sie verändert. „Ich war 40, als ich den Ruf Gottes hörte“, erzählt Luis, 47, aus Madrid. Schon als junger Mann hatte er statt des Militärdienstes Sozialarbeit bei den Brüdern geleistet, später aber den Kontakt verloren. „Als der Ruf zurückkam, dachte ich zuerst an das Priestertum. Doch dann merkte ich: Gott wollte etwas anderes.“

 

Bálint, 37, stand mitten im Berufsleben als Tierarzt. „Dann begegnete ich den Brüdern in Ungarn – ihr Beispiel hat mich fasziniert. Später in Granada spürte ich die besondere Atmosphäre des heiligen Johannes von Gott. Da wusste ich: Das ist mein Weg.“

 

Tiago, 30, lacht, wenn er von seiner Kindheit erzählt: „Ich bin ein Sohn der Hospitalität. Meine Eltern arbeiteten mit Brüdern und Schwestern, bei uns zu Hause war Helfen ganz normal.“ Und Clemens, 29, sagt: „Ich war Intensivpfleger. Während der Pandemie wurde mir klar: Dieses innere Ziehen nach einem Leben in Gemeinschaft – jetzt ist die Zeit, es zu wagen.“

 

Der Anfang war hart. „Ich konnte nur Buongiorno und Grazie mille“, erinnert sich Luis. „Dann saß ich plötzlich in Theologievorlesungen – ich verstand kein Wort. Das erste Jahr war sehr, sehr schwierig.“ Bálint musste gleich mehrfach Länder und Sprachen wechseln. „Jedes Jahr ein neuer Ort, eine neue Sprache, eine neue Kultur – das war das Schwerste.“ Tiago beschreibt den Kulturschock drastisch: „Von meiner kleinen Atlantikinsel in eine internationale Gemeinschaft – das war überwältigend. Aber mit der Zeit lernt man, damit umzugehen.“

 

Trotz aller Mühen: „Das Schwierigste ist zugleich das Schönste“, sagt Clemens. „Die internationale Gemeinschaft. Wir bleiben Portugiese, Spanier, Ungar, Bayer – aber wir sind ein Team.“ Tiago nickt: „Wenn es gut läuft, freuen wir uns alle. Wenn es schlecht läuft, leiden wir alle. Aber genau das macht uns stärker.“ Kleine Gesten prägen sich tief ein: ein Lächeln eines Patienten, Dankesworte von Pflegekräften. „Oft merkt man erst später, was man bewirkt hat“, erzählt Bálint. 

 

Nach zwei Jahren Noviziat gehen die Wege auseinander: Clemens kehrt in die Intensivpflege zurück, Tiago arbeitet künftig in einem Rehazentrum und in der Palliativversorgung, Bálint zieht nach Regensburg zum Deutschlernen und Luis beginnt in Madrid eine Ausbildung zum Pflegeassistenten.

 

Link zur Einrichtung "Locanda"

Die vier Felder der Ausbildung

 

Ich mit mir selbst: 
Die Novizen lernen, sich selbst zu reflektieren, begleitet von Psychologen und Fachleuten. Themen sind Kommunikation, Konfliktbewältigung und Entscheidungsfähigkeit. 

Ich mit Gott:
Glaubensfragen, Theologie und auch Themen wie Leid oder Missbrauch werden thematisiert. Es geht darum, den Glauben zu vertiefen und zu verstehen. 

Ich mit der Gemeinschaft:
Die Novizen studieren Ordensdokumente, üben das konkrete Zusammenleben. Denn Brüderlichkeit bedeutet, etwas gemeinsam zu schaffen und füreinander da zu sein. 

Ich mit dem Apostolat:
Liegt im ersten Ausbildungsjahr der Schwerpunkt auf Theorie, so arbeiten die Novizen im zweiten Jahr in Einrichtungen und setzen sich mit pastoralen und ethischen Fragen auseinander. 

Einblicke ins Noviziat

Impressionen von der Professfeier am 28. September 2025

Aufnahme ins Noviziat Ondrej Bača
Aufnahme ins Noviziat Ondrej Bača

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