Seitenbereiche:
  • zum Inhalt [Alt+0]
  • zum Hauptmenü [Alt+1]

  • Ausgabe 1/2025
  • Team
  • Kontakt
  • Kontrastfarben
Sprachenmenü:
  • de
  • cz-sk
  • hu

Das Bild zeigt das Logo der Zeitschrift Misericordia.
Hauptmenü:
  • Ausgabe 1/2025
  • Team
  • Kontakt

Sprachenmenü:
  • de
  • cz-sk
  • hu

Hauptmenü ein-/ausblenden
Inhalt:

Ein gutes Gewissen,
das man schmeckt

 

Das Bistro ErneuerBar bietet nachhaltige, regionale und inklusive Gastfreundschaft – und weitere wertvolle Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung in der Gastronomie

 

Barmherzige Brüder Behindertehilfe Niederbayern, Straubing

27. Juni 2025

Das Bild zeigt eine Blick in das Bistro ErneuerBar.

Kochen ist Dennis` Leidenschaft. Deshalb findet man ihm im Bistro ErneuerBar auch meistens in der Küche.

Es riecht nach Holz und Flammkuchen. Nach dem Eichenfußboden, den Fichtenstämmen und der Decke aus Weißtannenholz. Und nach herzhaften, rauchigen, sogar leicht süßlichen Geschmacksaromen. All diese Düfte erfüllen den Raum, verschmelzen in ihm. Die Mischung macht`s. Sie lässt das Stimmengewirr in den Hintergrund treten. Einatmen, ausatmen. Es riecht gut. Christina lächelt. Und wiederholt die Frage. „Was möchtest du?“

 

Hm. Mal nachdenken. Eigentlich klingt die Blumenkohlsuppe nach „Uromas Art“ mit Rahm und Croutons reizvoll. Schon lange keine Mehlschwitze mehr gekostet. Würde sich da nicht hartnäckig dieser Geruch des frischen Flammkuchens anschleichen, der verführerisch ins Ohr säuselt: Nimm mich! Noch ist die Entscheidung nicht gefallen. Aber die Frage drängt sich auf: Ist der Flammkuchen empfehlenswert? Christina dreht den Kopf zur Theke und gibt die Frage per Blickkontakt an Dennis weiter. Der nickt.

 

„Der Elsässer Flammkuchen ist eines meiner Lieblingsgerichte auf der Karte. Mit hausgemachter deftiger Creme und Speck und Lauchzwiebeln, riecht doch schon gut“,

 

sagt er und deutet auf den Kombidämpfer. So ruhig und entschlossen wie diese Empfehlung daherkommt, so soll es schließlich der Flammkuchen sein.

 

Auch Christina (34) und Dennis (27) haben eine Wahl getroffen und sich gezielt für ihren neuen Arbeitsplatz entschieden. Beide leben in einem dezentralen Wohnangebot für Menschen mit einer psychischen Erkrankung. Von dort kommen sie an Dienst-Tagen direkt zum NAWAREUM, wo sie „Chef Roland“, wie sie den Küchenmeister und Arbeitsgruppenleiter nennen, schon erwartet. Küchenmeister ist Roland Schmidmeier von Beruf, Arbeitsgruppenleiter kraft seines neuen Jobs. Er ist für das Bistro ErneuerBar zuständig, das bei der Straubinger Behindertenhilfe-Einrichtung als Arbeitsgruppe der Eustachius Kugler-Werkstatt geführt wird. Das Bistro wiederum befindet sich im Eingangsbereich des Mitmach-Museums NAWAREUM und ist das erste inklusive Lokal in der Gäubodenstadt.

Das Bild zeigt die Küche des BistroErneuerBar.

Roland Schmidmeier bereitet es Freude, die Beschäftigten zu fördern und zu fordern.

„Seit er hier arbeitet, ist er anderer Mensch geworden. Das sagen auch seine Betreuer. Er lacht, taut auf, blüht auf.“

Roland Schmidmeier über einen Beschäftigten

Berührungsängste abbauen

Eine nachhaltige, regionale und inklusive Gastfreundschaft möchte das jüngste gastronomische Inklusionsprojekt der Barmherzige Brüder Behindertenhilfe bieten. Was bedeutet das? Franz Brunner, Werkstatt- und damit zuständiger Projektleiter, antwortet zuerst knapp: „Uns viel.“ Dann, nach einem auffordernden Blick, mit einem verschmitzten Lächeln etwas ausführlicher: „Im Bistro ErneuerBar arbeiten Menschen mit und ohne Behinderung Seite an Seite und schaffen einen Ort der Begegnung, der das NAWAREUM-Konzept ideal ergänzt. Hier gibt es eine nachhaltige und bunte Küche in einem offenen und sehr wertschätzenden Umfeld. Damit wollen wir Berührungsängste gegenüber Menschen mit Behinderung abbauen, Vielfalt fördern und die unterschiedlichsten Menschen mit gutem Essen und Trinken verbinden.“

 

Also zurück zum Essen. Das ist Dennis definitiv wichtig. Er hat vorher bereits Erfahrungen in der Küche der Einrichtung gesammelt und sagt über sich „Kochen war schon immer meine Leidenschaft“. Einiges hat er sich selber beigebracht, anderes schaut er sich gerade bei Roland Schmidmeier ab. Kein Wunder, dass sich der 27-Jährige am liebsten an der Seite des Küchenchefs sieht. Dort kann er sich auf das konzentrieren, was ihm wichtig ist. Und es ist etwas ruhiger als im Service, was ihm entgegenkommt.

 

Den Service überlässt er – wenn er die Wahl hat – gerne Kolleg:innen wie Christina. Auch sie hat bei den Barmherzigen Brüdern zuvor schon Gastro-Luft geschnuppert, war in der Werkstatt für den Pausenverkauf zuständig. Da gab es aber nur Leberkäs-Semmeln und „welche mit Salami oder Käse“. Kein Vergleich zu den leckeren Sandwiches, die sie am Morgen Seite an Seite mit Roland und Dennis für die ErneuerBar-Theke zubereitet hat: Dinkel-Vitalbrötchen mit gebratenem Gemüse und Kürbis zum Beispiel. Oder Dinkel-Ciabatta mit Tomate-Mozarella.

Bistro ErneuerBar

Daniel hat es im Café Markmiller zu einer Anstellung auf dem ersten Arbeitsmarkt geschafft.

Bistro ErneuerBar

Elliot spült zwar am liebsten Geschirr, inzwischen serviert er aber auch Speisen und Getränke sehr routiniert.

„Abspülen finde ich ganz gut“

An Christinas Seite ist an diesem Vormittag Elliot (22). Der junge Mann wollte ursprünglich im Bistro nur „Starthilfe leisten und sich das neue Lokal anschauen“. Dann hat ihn Dennis davon überzeugt, zu bleiben. Anfangs denkt Elliot noch öfters daran, wieder aufzugeben. „Es ist körperlich anstrengend. Man muss viel stehen, und ich empfinde immer mal wieder Stress, wenn viel los ist“, erklärt er. Sein Blick schweift zur Seite. Dorthin, wo der Durchgang zur Theke auch einen Einblick in die Küche ermöglicht.

 

Ein Kollege steht am Spülbecken. Elliot sieht ihn und hebt kurz die Augenbrauen. Das ist eigentlich sein bevorzugter Arbeitsplatz. Und eine Aufgabe, der er sich fast schon hingebungsvoll widmet. „Abspülen finde ich ganz gut“, erklärt er. „Ich schaue auf jedes Teil genau drauf und mache es sehr gründlich.“ Dank seiner Lieblingsaufgabe und nach etwas Eingewöhnungszeit ist er im Team gut angekommen. Inzwischen bezeichnet er es als spannend, wenn sich das Lokal füllt, und traut sich auch zu, im Service zu helfen. „Jetzt kann ich“, erzählt Elliot stolz, „auf Leute zugehen und mit ihnen reden.“ Das habe er sich zuvor nicht vorstellen können.

 

Chancengleichheit und Teilhabe

Dass sowohl Christina als auch Dennis und Elliot das Bistro ins Herz geschlossen haben, liegt nicht zuletzt an den Mitarbeitenden im Fachdienst und „Chef Roland“. Sozialpädagoginnen wie Sarah Falk oder Theresa Aumer hatten besonders zu Beginn ein Auge auf die Strukturen und diese an die speziellen Bedürfnisse der Menschen mit Behinderung angepasst. Zum Beispiel wurden Schübe mit Fotos und Etiketten beklebt. Was drauf steht, muss man sich dann nämlich nicht mehr merken. Dass er sie selbst Monate nach der Eröffnung noch jederzeit anrufen kann, beruhigt Dennis sehr. Auch, wenn das nur selten notwendig ist. Denn „Chef Roland“ kümmert sich gut. So gut, dass er viel Lob einheimst. „Mit Roland haben wir einen super Chef gekriegt. Er geht voll auf uns ein“, schwärmt Dennis. Und Elliot ergänzt: „Er ist sehr aufmerksam, kann gut zuhören, und wir dürfen eigene Ideen einbringen.“

 

Roland Schmidmeier lächelt, als er das hört. Für ihn ist das Konzept jetzt schon aufgegangen: leckere Speisen von toskanischer Tomatensuppe über cremige Käsespätzle bis hin zu knuspriger Pizza – zubereitet und kredenzt von Menschen mit Behinderung, die entsprechend ihrer individuellen Stärken eingesetzt werden. Der Küchenmeister hat den erklärten Anspruch an sich selbst, die Beschäftigten „nach vorn zu bringen“. Und das alles in einem Umfeld, das Chancengleichheit und Teilhabe ermöglicht – und im Falles des Flammkuchens auch noch unwiderstehlich gut schmeckt.

Küchenmeister Roland Schmidmeier (4. v. l.), Werkstattleiter Franz Brunner (l.) und die Beschäftigten setzen die Hospitalität der Barmherzigen Brüder im Bistro ErneuerBar um.

Guter Geschmack beginnt mit guten Zutaten:

Das Bistro ErneuerBar im NAWAREUM ist seit der Eröffnung im März 2025 ein gastronomisches Inklusionsprojekt, das für nachhaltige, regionale und inklusive Gastfreundschaft steht. Dienstag bis Sonntag bietet es von 10 bis 18 Uhr ein umfangreiches kulinarisches Angebot von Frühstück über Sandwiches bis hin zu warmen Speisen sowie Kaffee und Kuchen. Einen Vorgeschmack liefert www.bistro-erneuerbar.de. 

NAWAREUM – Das Museum für Nachhaltigkeit

Das Mitmach-Museum in Straubing lässt Besucher:innen in spannende Aspekte rund um Umwelt, Klimawandel, Pflanzen, Ernährung, erneuerbare Energien und nachwachsende Rohstoffe eintauchen. Die interaktive Ausstellung richtet sich an Erwachsene und Kinder ab zwölf Jahren, einige Mitmachstationen der Kinderlinie sind bereits ab sechs Jahren geeignet. Der liebevoll gestaltete Garten, die beeindruckende Architektur und die vielfältigen Veranstaltungen machen das NAWAREUM zu einem besonderen Erlebnisort. Öffnungszeiten und weitere Informationen gibt es unterwww.nawareum.de.

Bildergalerie

Elliot spült zwar am liebsten Geschirr, inzwischen serviert er aber auch Speisen und Getränke sehr routiniert.

Inklusion? Können wir

 

In Linz, Gremsdorf sowie Straubing bieten Gastro-Objekte der Barmherzigen Brüder weitere Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung. 

 

Die Barmherzige Brüder Behindertenhilfe bietet individuelle Angebote für erwachsene Frauen und Männer mit geistiger und/oder psychischer Erkrankung und Behinderung sowie für Menschen im Autismus-Spektrum. An 18 Standorten in Bayern werden rund 3.000 Menschen begleitet.

 

Seit Mai 2015 wird das Café Granada unter dem Dach der Benedikt Menni-Werkstatt in Gremsdorf (Bayern) betrieben. Hier kümmert sich ein Team von vier bis sechs Menschen mit und ohne Behinderung um die Gäste. Das Café steht auch externen Besucher:innen offen. Service-Automaten sorgen zudem für Getränke und Snacks rund um die Uhr.

 

Schnitzel mit Pommes und Inklusion bietet das Café Markmiller seit Oktober 2022 auf dem Gelände des niederbayerischen Hauptstandorts Straubing. Das öffentliche Tagescafé integriert erfolgreich Menschen mit Behinderung auf dem ersten Arbeitsmarkt. Abends bewirtet das Markmiller-Team bei regelmäßigen Themenabende sowie Veranstaltungen im angrenzenden Saal bis zu 500 Gäste.

 

Nicht fehlen darf in diesem Zusammenhang das erste Gebärdensprachcafé Österreichs, das im März 2024 in Linz eröffnet hat: Im Café Gutmut treffen hörende wie gehörlose Gäste und Mitarbeitende aufeinander und überwinden gemeinsam Sprachbarrieren. Das Lokal ist zugleich ein Arbeitsintegrationsprojekt für hörbeeinträchtigte Menschen.


nach oben springen
Footermenü:
  • Ausgabe 1/2025
  • Team
  • Kontakt

  Anmelden
nach oben springen